Tyson kam am 01. Januar 2008 zu mir.
Er war 7 Monate alt, ist ein Mischling aus Labrador und Golden Retriever - und war bereits ein Wanderpokal. Ich bin die fünfte Besitzerin. Dies hatte seine Spuren an ihm hinterlassen. Sobald ich das Haus verließ, geriet er in Panik. Er bellte anhaltend und zerstörte alles, was ihm zwischen die Zähne kam. Kosmetikartikel, Schreibutensilien, eine Kamera und etliche Schuhe.
Zusätzlich zu diesem Problem traten die alterstypischen Querelen auf. Er testete mich, immer und immer wieder. Er wälzte sich in Gülle, fing an zu jagen, klaute Knochen, die er auf dem Feld fand und rannte weg.
Außerdem entwickelte er Unsicherheiten gegenüber Spaziergängern und Spaziergängerinnen jeglicher Art. Dies äußerte sich daran, dass er hinlief, 3-4 Meter vor ihnen stehen blieb und bellte. Die einzige Ausnahme waren Fahrradfahrer. Vermutlich waren sie schnell genug weg, um in ihm Erregung auszulösen.
Ich wusste nicht, wie ich das alles hinbekommen sollte, doch ich wusste, wie ich es nicht tun würde. Dem Thema Unterwerfung, Rangordnung und Dominanz hatte ich schon lange Zeit abgeschworen. Die Folgen eines solchen Umgangs mit dem Hund hatte ich bereits mit anschauen müssen.
Aber dazu ein anderes Mal mehr.
Da ich keine geeignete Hundeschule fand, versuchte ich es mit Kreativität. Das Knochenproblem bekam ich in den Griff, in dem ich eine durchsichtige Dose mit einem roten Deckel mitnahm, in dem ich Salami aufbewahrte. Ich übte mit Tyson Tricks, die er schon konnte, und gab ihm dann aus der Dose die Salami. Tyson hatte es sofort raus. Als er das nächste Mal einen Knochen am Feld fand, musste ich nur die Dose aus der Tasche holen. Er war sofort bereit zu tauschen.
Doch nicht immer ging es so einfach ab. Das Problem mit dem Allein sein bekam ich nicht in den Griff. Schließlich musste ich aus Studiengründen den Wohnort wechseln und zog in eine WG. Dort zeigte sich das Problem genauso stark wie zuvor. Auffällig war, dass sich Tysons Zerstörungswut nur auf meine Sachen richtete - die Sachen meiner Mitbewohner wurden nicht angerührt. Ich versuchte, allerdings nur halbherzig, einige Tipps, die ich im Internet las, doch nichts half. Ich plante meinen Tagesablauf so, dass ich ihn stärker auslastete bevor ich das Haus verließ. Dies führte dazu, dass er zumindest eine kurze Zeit alleine blieb. So zum Beispiel, wenn ich einkaufen musste. Die Stunden, die ich in der Uni verbrachte, waren jedoch zu viel für ihn. Da ich es nicht anders regeln konnte, fing ich an ihm Kartons mit Papiermüll hinzustellen, den er zerrupfen konnte. Und nach einem dreiviertel Jahr löste sich das Problem von selbst auf.
Heute weiß ich, wie ich es besser hätte machen können.
Das Problem mit den Menschen ging ich ebenfalls an. Ich ging mit ihm eine Zeit lang nur noch mit Schleppleine spazieren. Bei Menschen wurde er generell abgerufen und belohnt. Dies führte dazu, dass sich das Kommando "Komm mal her" zuverlässig festigte. Nach einer ganzen Weile konnte ich ihn wieder laufen lassen. Abrufen tat ich ihn trotzdem bei jedem Menschen und tue dies auch immer noch.
Das Jagdproblem versuchte ich ebenfalls mit der Schleppleine in den Griff zu bekommen. Heute macht er zumindest an der Leine zuverlässig Sitz bei auftretendem Wild.
Bei all diesen Problemen lehrte mich mein Hund eine Sache: Mit positiver Verstärkung und liebevoller Konsequenz kommt man immer noch am weitesten. Strafe und Gewalt jedoch zerstören das Vertrauen und schädigen die Beziehung zwischen Mensch und Hund.
Tyson und ich haben immer noch nicht alle Probleme gelöst. Doch wir arbeiten daran. In diesem Blog werde ich das Training schildern. Er soll mich motivieren und den anderen Menschen da draußen Mut machen, ihren Hund verstehen zu lernen.